Sicherung, Sanierung und Aufstockung Mehrfamilienhaus in Chemnitz


Noch immer gibt es in Chemnitz viele Gebäude die seit Jahren oder gar Jahrzehnten leer stehen. Von der Straße aus ist oft nicht erkennbar, in welchem Zustand sich die Häuser befinden. Dort, wo keine regelmäßigen Kontrollgänge durchgeführt werden und Beschädigungen an der Gebäudehülle nicht umgehend repariert werden beginnt der Verfall meistens mit Undichtigkeiten des Daches. Der Verfallsprozess beginnt in der Regel langsam und nimmt nach und nach Fahrt auf. Manchmal wachen die Nachbarn nachts auf, weil wieder ein Deckenteil in sich zusammengebrochen ist. Wenn der Verfallsprozess weit fortgeschritten ist, muss es schnell gehen, sonst ist der Abriss unvermeidbar.

Nach ca. 30 Jahren Leerstand rief die Gießerstraße 41 Erinnerungen an die morbiden Bilder von Tarkowskis Film Stalker wach: Die Dachhaut war perforiert, etliche Decken waren bereits durchgebrochen, die Nässe hatte sich den Weg bereits durch alle Geschosse gebahnt. An der Fassade hatte sich im 2.OG eine Birke festgekrallt und in den Räumen wuchs bereits der Farn. Dennoch hatte das Haus eine grundsätzlich gute Bausubstanz, so dass eine Sanierung noch Sinn ergab. In Verbindung mit dem undichten Dach waren einzelne kaputte Fenster wahrscheinlich sogar von Vorteil. Der durchs Haus ziehende Wind ließ nach einem Regen immerhin die oberflächliche Nässe schnell wieder abtrocknen. Das für Chemnitz typische steinerne Treppenhaus gab dem Haus Stabilität und war auch während der Sanierung wichtiger Festpunkt.

Durchgebrochene Decken über mehrere Geschosse hinweg machen eine Sanierung zu einer komplexen Planungs- und Bauaufgabe: Wie entferne ich die maroden Decken mitsamt darauf stehenden Kachelöfen ohne Gefahr für die Arbeiter durch herabfallende Bauteile? Wie stützt man mit vertretbarem Aufwand baufällige Bauteile ab, wenn die Decken sich selbst schon nicht mehr tragen? Wie sichert man ein baufälliges Dach, durch das man jeden Moment einzubrechen droht? Und wie wird die Gebäudestatik für alle Zwischenzustände gewährleistet, während tragende Bauteile fehlen bzw. ausgetauscht werden müssen?

Das Haus wurde zunächst ab Kellersohle bis unters Dach abgestützt, und gesichert. Nachdem das Haus geräumt war und alle Bauteile, die sich bei Erschütterungen lösen könnten, entfernt oder nachbefestigt waren, konnte der Deckenaustausch beginnen. Erst nachdem die maroden Holzbalkendecken schachbrettartig raumweise gegen neue Ziegeleinhangdecken ausgetauscht waren und der Dachstuhl ersetzt war konnte die eigentliche Sanierung beginnen.

 

 

Auftraggeber: Privat

Sicherung 2017
Sanierung 2018

Leistungsphasen: HOAI § 34 Lph 1 bis 8

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